Von Yichang nach Chongqing
Der Dreischluchtendamm in der Nähe von Yichang.
27.9.10 - 30.9.10
Ich verbrachte eine Nacht in Yichang.
Da hat er ein tolles Spielzeug: Hüpft aber lässt sich auch praktisch hinterherschleifen... braucht ausserdem keine Batterie!
Links: Mit ein paar Fähnchen sieht der Nebel und Smog gar nicht so übel aus! Rechts. Diese kleine Frucht hatte nen sehr speziellen Geschmack, war aber sehr trocken und speziell.
Dann machte ich nen Ausflug zum Megastaudamm:
Hier ein paar Daten:
Länge: 2.3 Kilometer (Etwa so lange wie der Rotsee)
Höhe: 150m (Etwa so hoch wie Luzerns Hammetschwandlift)
Bauzeit: ca von 1993 bis 2013
Umgesiedelte Städte: 13
Umgesiedelte Menschen: 1.5 Millionen
Das aufgestaute Wasser reicht gerade bis Chongqing, von dort an, ist der Fluss wieder normal.
Nachtrag über den Yangtsedamm: Akte Dreischluchtendamm
Ich machte ne geführte Tour. Und weil es mit den chinesischen Anbietern nur ein Bruchteil des Geldes kostet organisierte ich mir ne chinesische Tour. Mit dem Resultat, für ein paar Stunden dem geplappere der sympatischen aber dank Mikro und schlechten Boxen völlig ohrenbetäubenden Führerin ausgesetzt zu sein...
Links: Das Projekt umfasst nicht nur den Hauptdamm sondern auch einen Nebenarm des Flusses der für die Schifffahrt zu riesigen Schläusen umgebaut wurden.
Oben: Eine Linie von Häusern bei der Strasse. Darüber gleichgrosse Plakate... Grossstädte wurden umgesiedelt und weiter oben neu aufgebaut. Diese sehen etwa gleich düster aus wie alle anderen Städte der Region. Immernoch sind viele Bauarbeiten im Gang.
Und da diese aus dem Boden gestampfte Stadt eine grossartige Zukunft haben, bauen wir da eine grossartige Treppe hin...Mitten im Nirgendwo...
Eindrücke aus grossem und kleinem Dreischluchtental.
Der Alltag auf dem Schiff. Es sich gut gehen zu lassen bedeutet für Chinesen vorallem viel Bier trinken, noch viel mehr rauchen, irgenwelche Snaks zu mampfen, allen Abfall unter den Tisch zu schmeissen und den sehr lauten Karaokeauftritten zu lauschen. Dass man dabei das Gegenüber nicht verstehen kann, kommt mir zugute. Man spricht mit den Händen... Wieder war die Gastfreundschaft der Leute sehr gross.
Links: Zwar war hier früher ein tiefesTal. Dieses wurde komplett überflutet. Hier eine normale Situation während den drei Tagen. Rechts: Als einziger Ausländer, wurde ich zum Maskottchen des Schiffes, dabei wurden etwa ein Foto pro ca. 200 Passagiere von mir geschossen. Zum Teil ziemlich anstrengend. Gerade wenn sich ganze Schlangen bildeten um sich mit mir ablichten zu lassen. Schliesslich ist es toll den Arbeitskollegen einen ausländischen Freund auf einem Foto präsentieren zu können...
Die Region ist historisch extrem wichtig. An den Ufern des Yangtse gab es Unmengen an jahrtausendealten Tempeln. Die meisten von ihnen wurden überflutet, zerstört, oder man probierte sie weiter oben neu aufzubauen. Hier besuchten wir eine Geisterstadt. Damals dachte man, dass alle Menschen als letztes auf der Erde hierher kommen würden. So, dass dies also der letzte Wohnort von allen Menschen sei. In diesem Bild sieht man drei kleine Steinbrücken. Beim Benutzen der zwei Äusseren bekommt man Gesundheit und ein langes Leben. Die mittlere Brücke ist ein Test, falls man ein schlechter Mensch ist, fällt man durch den Stein in den Teich, der das Verderben sein soll. Wenn man ein guter Mensch ist, kann man unbeschadet darüberlaufen. Ihr ahnt es: Ich werde lange und gesund leben und bin ein guter Mensch... Sehr zur Freude meiner chinesischer Freunde hab ichs sogar ein zweites Mal gemacht...
Links: Zuerst waren die gebauten Tempel unter Dao und Konfuzius- Einfluss. Es wurde aber während ca. 2000 Jahren daran herum- und angebaut. Deshalb wurden ein paar Tempel auch für den Buddismus umgebaut.
Sehr aufschlussreich waren die Bildchen an den Tempel. Zum Beispiel flogen die alten Chinesen auf einem kleinen Wölkchen umher und hatten hässliche komische Würmer als Haustiere.
Rechts: Wie ein alter australischer Backpacker in Yangshuo sagte: Its all down to money...
Diese Figuren oben und unten sind zwar relativ neu gebaut worden. Interessant wars trotzdem...
Ein bisschen alte Sagen: Es lebte einmal in diesem Gebiet ein böser Drachen. Als dieser einmal wütend war, liess er es pausenlos regnen. Die Leute litten stark unter dem Drachen, weshalb die Bewohner von Fengdu im 23igsten Jahr des zwölften Mondes den Küchengott fragten, ob dieser nicht dem Jadekaiser von ihrem Leid berichten könne. Der Jadekaiser war sehr wütend über den schlechten Drachen, der seine Untertanen plagte, sodass er den Gott Erlang beauftragte den Drachen zu fangen. Nach einem harten Kampf brachte man den Drachen unter Kontrolle.
Der kleine Prinz des grossen Drachenkönigs vom Ostchinesischen Meer wandelte sich zu einer Krabbe, um den Yangtse hinaufzuschwimmen. Fast wäre er dabei von Fischern gefangen worden. Er schwamm zurück zum Vater und erzählte ihm, er sei gefoltert worden in Fengdu. Der Drachenkönig entsandte sofort seine Crevetten und Krabbenarmee um den Fluss zu blockieren. Kurz bevor die Stadt überflutet worden wäre, sandte die gütige Guanyin- Göttin eine Armee vom Himmel und bekriegte die Armee des Drachenkönigs, bis diese die Flucht ergriff. So wurde in letzter Minute Fengdu vor der Überschwemmung bewahrt...
Tja, das Leben eines Drachens kann hart sein, gerade wenn man ein paar hundert Jahre kopfüber Besucher begrüssen muss..
Diese Megazitrusfrüchte bekommt man an jeder Ecke für 1-2 Franken. Sind nicht sehr süss, haben aber einen guten Geschmack. Es gibt auch rotere Sorten davon.
Am letzten Abend gabs dann noch Auftritte im Salon des Schiffes.
Erschöpfter Tänzer nach seinem schweisstreibenden Auftritt.
Diese Schiffsmädchen begrüssen einem auf dem Schiff, helfen den Leuten, putzen jeden Tag jedes Zimmer, servieren das Essen und zum Abschluss treten sie für die Passagiere auf...
Der letzte Abend an Bord, klang aus... mit viel Karaoke.
Chongqing:
Chinesische Momente beim Ankommen in Chongqing.(Ausgesprochen: Tschongtsching)
Diese Stadt war das grösste ubrane Drecksloch, dass ich je gesehen habe. Wo bei uns die Städteplaner schon lange aufgegeben hätten, fängt hier die Arbeit erst an.
Bedrohlich standen die Wolkenkratzer um den kleinen Tempel, den ich entdeckte. Hier ein paar Eindrücke:
Links: Vieles wurde in den Stein gemeisselt.
Das Haus des Volkes von Chongqing. Ich weiss immer noch nicht, wie man hier Politiker wird. Irgendwie sind es vor allem Beziehungen und Geld das eine Rolle spielt. Oft sind Parteiaktionäre die ersten Profiteure des Wirtschaftsaufschwungs. Dieses Haus, als Haus des Volkes zu nennen ist wohl krass ironisch aber naja... China today halt.
Eigentlich wollte ich möglichst schnell aus dieser Megastadt abhauen. Aber zuerst musste ich noch die Luftbahn aufprobieren. Diese schlängelt sich spektakulär zwischen Bergen und Betonbergen hindurch.
Ich war ziemlich ergriffen, von den Betonlandschaften, die sich über Kilometer so hinwegzogen. Die politische Gleichgültigkeit der Menschen und der Kontrollstaat machen insofern Sinn, dass die Unterschiede im Land riesig und die Lebensqualität oft miserabel sind. Hier in Chongqing gabs immer wieder Demonstrationen. Die Entwicklung des Landes ist so schnell, dass die Leute nicht mehr mitkommen. Die Schweiz hatte mehr oder weniger 700 Jahre Zeit sich zu entwickeln. Die Chinesen haben ca. 20. Dieser Ameisenhaufen ist auch ein Pulverfass. Und die westliche Welt hat sich glücklicherweise und fatalerweise mit diesem Pulverfass verbunden. Dieses Band nennt man Globalisierung.
Ein paar urbane Eindrücke:
An jeder Strassenkreuzung steht ein Polizist. Und oft braucht es dies. Die Menschen denken oft überhaupt nicht mit. Ich sah immer wieder Diskussionen. Bei diesem Anstehen für einen Bus rastete ein Büromann völlig aus und prügelte sich mit einem Polizisten, welcher Unterstützung von 3 weiteren brauchte, um wegzukommen. Wenn die Strasse nicht kontrolliert wird, drängeln und verkeilen sich die Autos in einer Weise, dass es kein Weiterkommen gibt. Beim Ticketkaufen wird gedrängelt und gestossen, obwohl dies überhaupt nichts nützt.
Persönlich und Plan A: Ich will möglichst schnell aus dieser Stadt abhauen. Ich freue mich aber auf jeden Fall auf Sichuan. Es muss göttlich sein, wenn ich wieder Berge und blauen Himmel sehen kann.
Nachtrag über den Yangtsedamm: Akte Dreischluchtendamm